Wirbelsäulen-OP: Sport und Training danach

Wirbelsäulen-Operation: Wie sinnvoll sind Training und Sport danach?

Leider gibt es kaum verlässliche Daten zu Rehabilitationszeiträumen nach Wirbelsäulenoperationen. Die Abschätzung der Trainingsgestaltung nach einer Operation und der sehr unterschiedlichen Belastungskonfigurationen bei Sportler:innen hängt zudem auch viel von der individuellen Persönlichkeit und der mentalen Stärke ab.

Wirbelsäulenverletzungen, operativ versorgt

Sport ist gesund – dennoch kann man sich auch mal durch einen Umstand verletzten, der die operative Versorgung von Wirbelsäulenverletzungen aller Art nach sich zieht. Selbstverständlich streben betroffene Athlet:innen aus Freizeit- und Leistungssport nach einer möglichst raschen Wiederaufnahme des Trainings. Sind zudem Wettkämpfe geplant, ist ein schneller Trainingseinstieg umso mehr wünschenswert.

Alle Patient:innen profitieren bei der operativen Versorgung von einer schnelleren Rückkehr zum gewohnten Alltag. Vorteil dabei: geringeres Rückfallrisiko und nachhaltige Beschwerdefreiheit.

Wie können Sportler:innen optimal belastet werden? Das liegt völlig im Dunkeln. Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Belastungsausprägungen in den Sportarten. Dem gegenüber stehen Erkenntnisse aus der Nachsorge von unterschiedlichen Patientengruppen und wissenschaftlich unzureichend abgesicherte Expertenmeinungen.

Die Rehabilitation nach einem Wirbelsäuleneingriff

Wenn eine konservative Versorgung weder Schmerzfreiheit noch die Beweglichkeit wiederherstellen kann, erfolgt in der Regel als Folge von (Sport-)Unfällen eine Wirbelsäulenoperation. Aus Nachschlagewerken im Rahmen der Therapie im Folgenden die empfohlene, ganz grobe Basis für die zeitlichen Abläufe.

1.-2. Tag – Atem- & Kreislaufgymnastik, Isometrie, PNF (propriozeptive neuromuskuläre Faszilitation) aus der Seitenlage heraus
2.-3. Tag – Mobilisation aus dem Bett
4.-7. Tag – Einstieg in die Alltagstauglichkeit, Mobilisation zur Selbsthilfefähigkeit
Woche 2 – Beginn MTT* (Kraft, Ausdauer, Koordinationstraining), Bewegungsbad
Woche 3 – Rückenschwimmen einbringen (Wasser entlastet)
Woche 8 – MTT vermehrt in Eigeninitiative, Flexions- und Rotationsbelastung
Woche 12 – Versuch in volle Belastbarkeit und Trainierbarkeit
Woche 24 – Start in Wettkampffähigkeit, auch in Kontaktsportarten
*MTT (Medizinische Trainingstherapie)

Man soll möglichst früh mit Mobilisation beginnen und rasch die „medizinische Trainingstherapie“ (MTT) anwenden. Dadurch ist man viel schneller wieder auf den Beinen als bei reinen passiven Heilungsmaßnahmen. Das Training sollte unter Anleitung von Physiotherapeut:innen oder Sportwissenschaftler:innen durchgeführt werden.

Im Verbund mit Ärztin/Arzt, Therapeut:in und Trainer:in muss der Beginn und auch die Auswahl der Intensität des spezifischen Trainings nach der allgemeinen Physiotherapie festgelegt werden. Dabei sollen auch immer die disziplinspezifischen Eigenheiten berücksichtigt werden. Man liest ja immer wieder aus der Profi-Fußball-Szene: Vor dem Wiedereinstieg in das Mannschaftstraining hat der Spieler schon individuelle Einheiten mit einem Fitness- oder Rehatrainer durchgeführt.

Wirbelsäulenoperation: Wie wichtig ist das Krafttraining danach?

Nach dem Eingriff sollte das Krafttraining möglichst direkt aufgenommen werden. Die Belastung erfolgt zunächst isometrisch. Weiterführendes konzentrisches Krafttraining an Geräten sollte unbedingt durch Physiotherapeut:in erfolgen und kontrolliert werden. Die persönliche Belastungsintensität wird dem Rehabilitationsverlauf angepasst. Zunächst sollte eine mit koordinativen Elementen ausgefüllte Zielstellung gewählt werden, bevor mit maximalen Lasten trainiert wird. Vor allem, wenn später komplexe freie Übungen angewendet werden.

Radfahren

Eine sehr schonende Form des allgemeinen Ausdauertrainings stellt das Radfahren dar. Bereits sehr frühzeitig können Profiradsportler mit spezifischem Training beginnen, da aufgrund der geringeren vertikalen Stoßeinwirkung und ausbleibender Torsionsbelastung die Wirbelsäule nicht belastet wird.

Durch Variationen in der Sattelüberhöhung kann der zu schonende Wirbelsäulenbereich deutlich entlastet werden. Fahrten auf asphaltierten Strecken sollten bevorzugt werden. Sie sind frühestens nach 3 Wochen, bei Fusionsoperationen (Versteifung) ab dem vierten Monat postoperativ möglich. Renneinsätze und Geländefahrten sollten erst ab dem 6. bis 7. Genesungsmonat erwogen werden. Hier besteht ein erhöhtes Sturzrisiko.

Schwimmen

Allgemeine Kraft- und Ausdauerkomponenten wirken sich sehr wirbelsäulenschonend aus und sind perfekt für die Genesung. Eine abgeschlossene Wundheilung, welche nach etwa 3 bis 6 Wochen erfolgt sein sollte, ist Voraussetzung für den Trainingsstart. Mit dem Arzt oder Physiotherapeuten sollte vor der ersten Schwimmeinheit abgesprochen werden, welche Schwimmform und Belastungsdauer durchgeführt werden darf. Professionelle Schwimmer sollten zudem mit Arzt und Physiotherapeuten abklären, was sie noch tun können und auch vermeiden sollen, um den Heilungsverlauf zu fördern.

Ballsportarten

Ballsportarten mit leichtem bis mittleren Körperkontakt (Handball, Fußball) oder bewussten Kollisionen (American Football) haben neben der eigentlichen physiologischen Belastung maßgeblichen Einfluss auf den frühesten Rückkehrzeitpunkt. Vor dem ersten Training oder Einsatz sollte man sich durch bildgebende Verfahren absichern, damit der Genesungsverlauf vollzogen werden konnte. Erfahrungsgemäß zeigen sich hier Rehabilitationszeiten von mindestens 6 Monaten vor Spielaufnahme auf.
Tennis / Squash / Badminton

Rückschlagspiele ohne Körperkontakt werden im Wesentlichen vom individuellen Leistungsniveau limitiert. Der Grad der Wirbelsäulenbelastung ist maßgeblich bei Schlag und Stützbewegungen.
In den ersten Monaten können erfahrene Spieler nach Rücksprache mit ihrem Arzt oder Physiotherapeuten mit leichten Koordinationsübungen und Übungen für das Ballgefühl unterstützt durch allgemeines Kraft- und Ausdauertraining beginnen.
Wie bei den anderen Ballsportarten ist 6 Monate nach dem Eingriff mit einer uneingeschränkten spezifischen Belastbarkeit zu rechnen. Wurde eine Fusionsoperation (Versteifung) durchgeführt, wird sich die Rehabilitationszeit auf 12 Monate erhöhen.

Ski / Snowboard

Wiedereinstieg in den Skisport unterliegt grundsätzlich den vorhergegangenen Empfehlungen. Hohe Wirbelsäulenbelastungen sind grundsätzlich von Einsteigern und Fortgeschrittenen zu vermeiden. Eine Umstellung auf Carven (Ski) und eine Perfektionierung der Beintechnik bringen direkt eine Verbesserung mit sich. Sturzgefahr ist in diesem Sport nie auszuschließen. Deshalb sollte man mit dem Wiedereinstieg nicht vor 6 Monaten beginnen. Ggf. auch den Kauf eines Rückenprotectors in Betracht ziehen.

Golf / Baseball

Schlagsportarten auf Freizeit- oder Wettkampfsportniveau sind nach Wirbelsäuleneingriffen nicht ausgeschlossen. Die Lendenwirbelsäule benötigt bei einer leichten Verletzung eine 4- bis 8-wöchige Wiederherstellung, schwere Eingriffe im Bereich der Brustwirbelsäule 2-3 Monate, Operationen der Lendenwirbelsäule 6 Monate Rekonvaleszenzzeit. Zur Entlastung der Wirbelsäule in der Schwungbewegung wird empfohlen, die Schlagtechnik umzustellen. Einen insgesamt kürzeren Schwung ohne Hyperlordosierung („Hohlkreuz“) beim Finish.

Fazit

Verletzungen an der Wirbelsäule können starke Schmerzen und schwerwiegende Folgen haben. In der Rehabilitation sollte der Schwerpunkt auf ein vorbereitendes Krafttraining gelegt werden. Als ambitionierte:r Sportler:in sollte man zeitnah wieder in das spezifische Training einsteigen – am besten im Dialog mit Arzt:in, Physiotherapeuten oder Rehatrainer:in.