Wenn wir nicht zu den Profisportlern gehören, die mit ihrem Sport den Lebensunterhalt verdienen, müssen wir unser Training dem Berufsleben mit seinen zeitlichen Anforderungen anpassen. Diese Anforderungen von Berufsleben und sportlicher Aktivität sind alles andere als unvereinbar. Ganz im Gegenteil. Vieles kann und lässt sich auch vom einen auf den anderen Bereich übertragen.
Mit einer guten Vorbereitung erreicht man Spitzenleistungen. Um sich auf die unterschiedlichsten Wettkämpfe optimal vorzubereiten, investiert man viel Zeit – während andere wichtige Angelegenheiten oder Termine auch erledigt werden wollen. Es überrascht keinen von uns, wenn wir zugeben müssen, dass es für viele ein Problem ist, genügend Zeit für das Trainingspensum zu finden. In der Jugend mussten wir den Ansprüchen von Schule und Ausbildung gerecht werden, jetzt dürfen wir durch unsere Aktivitäten den Beruf, und in den meisten Fällen, die Familie nicht vernachlässigen. Als Sportler ist es normal, sein sportliches Ziel als ultimativ darzustellen. Doch es birgt die Gefahr in sich, das persönliche Selbstwertgefühl nur an diesem einzelnen (Sport)Bereich festzumachen. Es ist sinnvoller, das Risiko des persönlichen Versagens auf mehrere Bereiche zu verteilen.
Menschen können Rückschläge besser verarbeiten, wenn sie ihr Selbstwertgefühl aus Erfolgen ziehen, die sie in verschiedenen Bereichen erreichen. Rückschläge oder auch Niederlagen überwindet man leichter und besser mit einer vielschichtigen Selbstachtung.
Die Ziele besser erreichen: im Berufsleben und im Sport
Dieser Blogbeitrag soll dir zeigen, dass persönliche Ziele in den Bereichen Arbeit, Sport, Familie und im sozialen Umfeld nicht nur aus psychologischer Sicht für das eigene Wohlergehen wichtig sind. Ziele in einem Bereich fördern auch die Leistungsfähigkeit auf allen anderen Gebieten. Viele unabhängige Untersuchungen haben gezeigt, dass Menschen, die viel leisten können und wollen, geradezu darin aufgehen, hoch gesteckte Ziele zu erreichen. Voneinander unabhängige Ziele zu haben, ist in jedem Falle förderlich.
Meiner Erfahrung nach lassen sich eine erfolgreiche berufliche Karriere und erfolgreicher Sport sehr gut miteinander vereinen.
Ziehen wir den Vergleich zwischen Leistungssport und beruflicher Selbständigkeit. Beides Beschäftigungen, die ein klares Konkurrenzdenken hervorrufen. Nachvollziehbar ist es, dass sportliche Akteure zeitlich ihren Sport über alles andere stellen. Umgekehrt ist es ebenso, wenn Geschäftsleute den Sport hintenanstellen müssen, um ihren Job durchzuführen. Dennoch bin ich der Auffassung, dass Sportler, egal ob Leistungs- oder Freizeitsportler, auch Interessen außerhalb ihrer sportlichen Aktivität benötigen, auf die sie ihre Energie lenken sollten. Nur wer sich auf anderen Aufgabengebieten hohe Ziele setzt, kann damit seine Leistungsfähigkeit unterstützen – vorausgesetzt ist ein ordentliches Ziel-Management.
Sieht man seinen Beruf und seine sportliche Aktivität als gleichwertige Beschäftigungen an, bei denen es um Leistung geht, kann man mithilfe psychologischer Methodik in beiden Bereichen Verbesserungen erzielen. So wird es möglich sein, dass nicht nur die/der sportlich Aktive besser mit dem Leistungsdruck umgehen kann, sondern auch, dass ihre/seine berufliche Leistungskurve sich verbessert.
Der tägliche Arbeits-Trainings-Konflikt
Die Trainingsplanung erscheint für einige Sportler oftmals schwierig. Wie sollte man vorgehen, um alle Lebensbereiche zeitlich unter einen Hut zu bekommen? Zunächst sollte man genau abschätzen, wie viel Zeit für das Training – neben Beruf, Familie, Freunde usw. – tatsächlich zur Verfügung steht.
Es sollten Ziele in den verschiedenen Bereichen definiert werden. Ohne die kann man keinen Plan aufstellen, um die Zielsetzung umsetzen zu können. Diese Ziele lassen sich nur erreichen, wenn man dafür Wege findet. Hilfreich ist es außerdem in seiner Planung zu berücksichtigen, dass über Deine Zeit auch andere Menschen zumindest ein grundsätzliches Mitbestimmungsrecht haben. Wichtig ist, dass Du aus Deiner Dir verfügbaren Zeit das Beste machst.
Sind die Zeiten ermittelt worden, in denen Du wirklich aktiv werden kannst, überlegst Du Dir, wie Du sie am besten einsetzt. Die Ergebnisse, die Du in den einzelnen Bereichen erreichen willst (Familie, Berufsleben, Sport, etc.), aufschreiben. Man benötigt als mentale Unterstützung immer messbare Zielvorgaben.
Für jeden Bereich sollte man die Entwicklungen festlegen, die man anstrebt. Definiere Fertigkeiten, die Du erlangen möchtest. Beschreibe diese detailliert. So besteht die Möglichkeit, sich im sportlichen Segment wiederholt in Situationen hineinzudenken, um so bestimmten Ängsten im Training oder Wettkampf entgegentreten zu können. Wenn Du beispielsweise schnelle Entscheidungen im Beruf unter Druck fällen musst, kannst Du im bestehenden Gedankengut bestimmte Situationen im Nachhinein noch einmal durchdenken. So kannst Du für dich prüfen, wo Du anders Dich hättest entscheiden können.
- Haupt-Trainingszeiten sowie die Ruhephasen festlegen
- Wichtige berufliche Termine markieren
Wenn man sich mit verschiedenen zu steckenden Zielen befasst, denkt man erst, das endet im Zeitchaos und ruft Konflikte hervor, Doch objektiv betrachtet, hast du mehr Zeit zur Verfügung als du denkst. Ein richtiges Zeitmanagement, bestehend aus Planung und Organisation muss her. Du solltest auch eine persönliche Strategie für Dich entwickeln, um diese knappe Zeit im Hinblick auf Leistungsfähigkeit und Qualität optimal zu nutzen.
Du musst eine ausgewogene Balance zwischen den einzelnen Zielen und Umsetzung für die unterschiedlichen Bereiche finden. Nehmen wir uns ein Fallbeispiel.
Einen Manager, der an verschiedenen Laufevents von 10km bis Halbmarathon teilnimmt. Eine fünf Tage Woche, jeder Tag mit vielen Meetings und Entscheidungen, hektisch, auf zielorientiere Ergebnisse ausgerichtet beginnt um 7:30 Uhr (der Wecker klingelt um 6:00 Uhr), und wieder zu Hause ist er in den meisten Fällen um 18:30 Uhr.“
Er stand und steht auch jetzt noch jeden Tag unter einem starken Zeitdruck, dennoch lässt sich das Training in seinen Tagesablauf einbauen. In einem Gespräch mit dem Konflikt zwischen Arbeit und Training ließ mich genauer auf seinen Trainingsplan schauen. Wenn man sich die Dauer der Wettkämpfe anschaut (60-150 Minuten), dann brauche ich vielseitige Einheiten mit schnellem Tempo und längeren Laufphasen. Deshalb stellte ich einen Trainingsplan auf, der zielgerichtet und strukturiert war. Er bestand aus kürzeren, aber qualitativ wertvollen Einheiten vor dem Arbeitsbeginn oder während seiner Mittagspause. Längeren Läufen am Abend oder am Wochenende. Die Trainings vor und in der Mittagszeit gab ihm neue Energie für seine Arbeit. Ich hatte einen effektiven Trainingsplan aufgestellt, der sich in seinen Tag einfügte. Es half ihm, seine sportlichen Ziele zu erreichen, und es kam auch seinen beruflichen Anforderungen zugute.
Kombiniere Sport und Beruf geschickt
Bei sportlichen Wettkämpfen wird einiges abverlangt. Doch das kann man gut im Berufsleben anwenden. Ein Ziel vor Augen, sich mit allem einbringen, Höchstleistungen abliefern, mit direktem, gutem und unangenehmem Feedback umgehen können, bedeutet die Emotionen in jedem Augenblick im Griff zu haben.
Kleine Unterschiede
Sportliche Leistungen unterscheiden sich in einigen Dingen von beruflichen Leistungen. Die Sportliche Leistung und der (die) Gegner ist temporär bis zum Wettkampf. Dafür stehen Regeln, die bestimmen, wie lang ein Wettkampf andauert. Viel weitläufiger hingeben ist die berufliche Leistung. Gegner sind nicht immer eindeutig, wann und wie lange der Wettkampf beginnt und endet und wie die Leistung abschließend bewertet wird.
Zwischen Sport und Beruf zeigen sich Gemeinsamkeiten auf, wenn man Präsentationen vor Mitarbeitern hält. Wenn man diese berufliche Leistung analog zur sportlichen Leistung sieht. Unter der Voraussetzung, dass die Mitarbeiter einen Rahmen bilden, der „Wettkampf-Start und Ziel“ vorgegeben wird und entscheidend ist es auch wie sich der Erfolg letztendlich definiert. Dieses hat einen direkten beruflichen Bezug zu den sportlichen Fähigkeiten. Das gelernte im Sport kann systematisch 1:1 umgesetzt werden.
Es gibt zu allem neue Untersuchungen. Ein wichtiger Schlüsselaspekt für den sportlichen und beruflichen Werdegang zum Erfolg bildet die Fähigkeit mit Gefühlen umzugehen. Emotionell intelligente Sportler können sich in einen psychischen Zustand hinein versetzten, der sie in den verschiedensten Bereichen ihres Lebens in eine optimale Leistungsfähigkeit bringt.
Für jede Herausforderung gibt es eine Strategie
In einer aktuellen Studie untersuchte man die unterschiedlichen Stimmungen bei optimaler und schlechter Leistung während beruflicher und sportlicher Betätigung. Ermittelt wurde, dass egal um welche Situation es sich handelte, emotional intelligente Sportler ihre Gefühle optimal regulieren konnten. Bezugnehmend waren hier Wettkampfsituationen. Diese rufen extreme Gefühle hervor. Wenn man diese Strategien im sportlichen Bereich erlernt, mit denen man diese Gefühle und Emotionen meistern kann, dann können diese Strategien auch im Beruf gleichermaßen erfolgreich eingesetzt werden.
Emotional intelligente Menschen führen dies automatisch durch, ohne darüber nachzudenken. Für alle anderen ist es ein Lernprozess, dass man sich mit dem Erfolg in verschiedenen Bereichen und den damit verbunden Gefühlen, bewusst werden muss. Daher gilt es die Strategien für sich persönlich zu ermitteln und zu erkennen. Es gilt, den jeweils richtigen psychischen Zustand für einzelne Leistungsbereiche zu erreichen. Schließend sollte man eine Verknüpfung herzustellen, um diese persönlichen Strategien in den verschiedensten Situationen einzusetzen. Normal ist es in der Regel, dass Menschen im Sport und gerade im „Wettkampf“ ihre Gefühle unter Kontrolle haben. Aber dann leider versagen, wenn es darum geht, eine Präsentation vor Mitarbeitern zu halten. Darum ist es wichtig zu wissen, dass man Fertigkeiten, die man im sportlichen Bereich entwickeln kann, diese in den beruflichen Bereich übertragbar sind.
Immer mehr Unternehmen setzen Sportpsychologen ein, mit dem Ziel, eine hohe Leistungsbereitschaft bei ihren Mitarbeitern hervorzurufen. Den Mitarbeiter wird in Spielen und „Wettkämpfen“ eine Philosophie des „Erfolgreichen Gewinnen Wollens“ vermittelt und verinnerlicht – so schafft man es, den Einzelnen und das Team in einen Kreislauf stetiger Höchstleistung zu bringen.
Dem Sportler wiederum bietet der Beruf Gelegenheiten, Kontrolltechniken zu erlernen, die auch auf den Sport gespiegelt werden können. Egal in welchem beruflichen Segment man seine Tätigkeit ausführt, es gibt Erfolg und Angst bei Entscheidungen. Der Sportler kann nimmt in manchen Situationen die Effekte von Selbstgesprächen versus progressiver Muskelentspannung als eine Möglichkeit auf, seine Angst zu regulieren und zu kontrollieren. Daher kann eine psychologische Vorbereitung für sportliche Leistungen in beruflichen Situationen strategisch eingeübt werden.
Realistische Ziele sind wichtig
In meinem letzten Blogbeitrag habe ich über umsetzbare Ziele und die Umsetzung geschrieben. Es ist nicht einfach, den richtigen Mittelweg zu finden zwischen einem Ziel, das motiviert, und einem Ziel, das zu hoch angesetzt wurde und damit später letztendlich einen demotiviert.
Viele Sportler setzen sich einfach zu hohe Ziele und schüren damit selbst die Angst vor dem Wettkampf. Menschen setzten sich in sehr oft Ziele, ohne wirklich sich vor Augen zu halten, was sie eigentlich benötigen, um diese auch erreichen zu können. Häufig wird völlig planlos an eine Sache herangegangen. Gehen wir mal in die Nachbetrachtung und überlegen, ob wir unsere gesetzten Ziele erreicht haben? Wir sollten auch darüber nachdenken, mit welchen Einsatz, Mitteln und welchen Schwierigkeiten die Aufgaben als Ziel umgesetzt werden konnten.
Wie „parke“ ich Gefühle und gewinne an Stärke
Das Leben besteht aus Gezeiten. Erfolge sind positiv verankert. Rückschläge, Stagnation und Zweifeln negativ. Diese Leistungen begleiten uns mit unangenehmen Gefühlen. Man analysiert die Gründe für das Scheitern. Wichtig ist es zu begreifen, dass man eine besondere Fertigkeit sich aneignet und diese Rückschau bis zu einem passenden Zeitpunkt „parkt“!
Das Selbstvertrauen wird durch schlechte Leistungen erschüttert. Es kann einen weiteren Leistungseinbruch provozieren. Nehme ich mein Fallbeispiel mit der Präsentation. So kann eine schlechte Leistung in diesem beruflichen Segment sich hineinziehen in den sportlichen Bereich und diesen beeinflussen. Umgekehrt ist dies auch gegeben. Wichtig ist es auch hier wieder zu verstehen. Diesen Transfer „Negativ“ gilt es zu verhindern. Gedanken und Gefühle, die üblicherweise durchlebt werden, sind vorauszusehen. Gefühle des Erfolges und des Misserfolges kennen Sportler zu genüge. Im Kopf spielen sich Kinofilme ab. Doch diese Szenarien sollte man als „Event“ betiteln. Alles hat einen Anfang und Ende. Bei negativen Events entwickelt man Strategien, um das in ein positives Ergebnis zu erzielen. Ziel des neuen Plans ist es, dass die schlechte Leistung nicht wiederholt wird, sondern die Leistung verbessert wird und die damit verbundenen Gefühle managen kann. In der mentalen Vorstellung kann der Plan so angepasst werden, wie man mit der Situation nach einer negativen Leistung sich besser aufstellt. Es geht darum, positive Zuversicht zu gewinnen. Man sollte strategisch lernen, auch mit Misserfolgen umgehen zu können.
Meine Empfehlungen
– Setze Dich mit realistischen Zielen auseinander und entwickele dafür einen Plan, wie Du diesen erreichen willst. Die Ziele sollen sich auf verschiedene Bereiche des Lebens beziehen und nicht nur auf Teil.
– Psychologische Methoden wie das positive Selbstgespräch anwenden und die Vorstellungskraft, um mit Druck umzugehen in den sportlichen und beruflichen Bereichen. Denk an bestimmte Situationen aus der Vergangenheit, wenn Du die Gedanken und Gefühle unter Kontrolle hättest haben müssen. Spiel diese Situationen im Kopf einmal durch.
– Persönlich wichtige und für den Erfolg versprechende Ergebnisse (Zeiten, Wettkampfergebnisse, Präsentationen, Mitarbeitergespräche, etc.) und Prozesse (Lauftechnik, Daten für Informationen / Mitarbeiterinfos, unter Druck locker bleiben) müssen verankert werden.
– Mache es Dir bewusst, dass Leistung immer in einem sozialen Kontext erfolgen sollte. Diskutiere Deine Ziele mit deinen Mitarbeitern, Kollegen, Freunden, Trainingspartner und deinem Trainer. Sprich über Dinge, die mit Deiner Leistung in Zusammenhang stehen, und erkläre, dass Du alles tun wirst, um Deine Ziele zu erreichen.