Für viele vor allem männliche Fitnesssportler liegt die Motivation ihres Trainings darin, einen wohl geformten und muskulösen Körper zu erreichen. Dazu trainieren sie die jeweiligen Muskeln isoliert an entsprechenden Geräten. Kritische Frage an dieser Stelle: Erfüllen diese isoliert trainierten Muskeln auch ihre Funktion?
Nach klassischen Bodybuildingmethoden sind die Trainingspläne in diesen Fällen an typischen Geräten aufgebaut: Bizeps und Brust werden aufgepumpt, die Oberschenkel legen enorm zu. Frauen gehen in Richtung schlanke, feste Beine und knackigen Po.
Für mich ist dies eine einseitige Betrachtungsweise, weil es nur um Äußerlichkeiten geht. D.h. man lässt die so wichtige funktionale Ebene von Muskeln komplett außer Acht. Und dies rächt sich oftmals – Verletzungen sind die Folge. In den meisten Fällen sieht ein Training, das die Muskel-Funktionalität auch berücksichtigt anders aus als wenn es ausschließlich um Muskelaufbau geht.
Mehr Muskeln bedeutet nicht unbedingt mehr Fitness!
Betrachtet man den Durchschnittsmenschen im Wandel letzten 10 bis 20 Jahre, so stelle ich fest, dass sich in sämtlichen körperlichen Bereichen die Trainings-Einstiegs-Voraussetzungen verschlechtert haben. In vielen Umfragen wünschen sich die meisten Menschen das Aussehen eines sportlichen Vorbildes oder Athleten. Das gleiche gilt für eine Verbesserung der eigenen Gesundheit und der allgemeinen Leistungsfähigkeit.
Doch die Voraussetzungen sind anders: Jeder bringt eine andere körperliche Konstitution mit – geprägt durch individuelle Voraussetzungen wie Gene, Körperbau, Lebensumstände und Mindset. Es nützt langfristig nicht, durch reines Muskelaufbautraining „Showmuskeln“ an Geräten oder freien Gewichten aufzubauen, um irgendwelchen Idealen zu entsprechen. Meiner Erfahrung nach ist ein ganz individueller Trainingsansatz erfolgversprechend – und zwar auf allen Ebenen.
Was bedeutet das konkret? Mein Ansatz: Mit meinem Klienten gehe ich erstmal „back to the roots“. Die grundlegenden Bewegungsmuster werden erstmal in den Fokus gestellt. Das sind Hüpfen, Springen, Laufen, Klettern, Drücken, Ziehen, Krabbeln, Ausfallschritte, Kniebeugen oder richtige Körperdrehungen. Diese Bewegungen werden von zunehmend weniger Menschen beherrscht – kein Wunder, denn wir sitzen nur noch vor digitalen Geräten, im Job und privat.
Erst einmal fehlerhafte Bewegungsabläufe korrigieren
Wenn die jeder sportlichen Betätigung und Alltagsbewegung zu Grunde liegenden Bewegungsabläufe funktional richtig und muskulär gestärkt ablaufen, ist das Fundament für ein gesundes Training gelegt. Erfahrene Trainer bauen den Trainingsplan entsprechend auf – Profis in jeder Sportart trainieren heutzutage so. Und das tolle ist: Man merkt die Zunahme der individuellen Beweglichkeit und Stabilität mit und nach jeder Übung. Die Umsetzung im Training ist so einfach wie erfolgversprechend: Es genügt oftmals das eigene Körpergewicht (Bodyweight-Training) richtig gute Erfolge zu erzielen.
Der Trainingsplan wird dann sukzessive erweitert, wenn Du die grundlegenden Bewegungen gut durchführen kannst. Es werden dann weitere Trainingsreize durch Sling Training, Kettlebell Training, Sandbags oder andere Trainingsmittel gesetzt. Das bringt Abwechslung ins Training und macht auch den Kopf fit: neue Trainingsmethoden verbessert die neuronale Verschaltung im Hirn. Und Spaß macht es am Ende auch.
Fazit: Lasst Euch nicht von wohlgeformten Muskelbergen in Zeitungen oder Social Media blenden. Fundament für ein langfristig freudvolles Training sind funktional gute Muskeln und Sicherheit bei den grundlegenden Bewegungsabläufen. Dann kommt der optisch gut geformte Muskel wie von selbst. Und das „Allerwichtigste“ ist das Mindset: Freude an der Bewegung und der Spaß am Training.