Viele von uns haben nicht nur kleine und große Probleme mit dem Gleichgewichtssinn, sondern auch mit der Körperstabilität und der Koordination. Die diesbezüglichen Stärken aus unserer Kindheit und Jugend verschwinden schleichend, wenn wir nicht immer wieder entsprechende Übungen in unser Training einbauen. Profi-Sportler trainieren Stabilität und Koordination regelmäßig, um so eine deutliche Leistungssteigerung herbeizuführen. Vielen Freizeitsportlern und auch Menschen ohne Sportambitionen sind die Vorteile oftmals nicht bewusst. Erfahre hier, wie das Balancetraining genau funktioniert.
Was genau ist Balancetraining und warum ist es für mich wichtig?
Tag für Tag muss unser Körper für einige Zeit das Gleichgewicht bei jeder Bewegung halten. Nehmen wir ein klassisches Beispiel: Das Anziehen der Schuhe. In der Kindheit und Jugend locker und lässig auf einem Bein, dann die Phasen kurzer, langer Schuhlöffel und zum Schluss sitzend. Unser Körperschwerpunkt verändert sich durch die ständigen Positionswechsel, und unsere Muskulatur versucht ihr Bestes, um etwa einen Sturz zu vermeiden. Mit einem ausgewogenen Balancetraining können wir unseren Körper kontinuierlich aktivieren, damit er den verschiedenen alltäglichen Anforderungen, aber auch den sportlichen Aktivitäten gerecht wird. Eine Vielzahl verschiedener Muskel und Muskelgruppen werden durch die Übungen des Balancetrainings angesprochen und stärken vor allem die tief liegenden Muskeln. Diese bilden den elementaren Stützapparat, der den Körper in seinem Gleichgewicht hält.
Wie beginnt man am besten und wie steigert man die Schwierigkeit der Übungen?
Im Grundsatz gilt für die Balance: je weniger feste Kontaktpunkte ich mit dem Boden habe, desto intensiver ist die Anforderung, mich im Gleichgewicht zu halten. Abhängig vom Alter, der körperlichen und geistigen Konstitution hängt der Schwierigkeitsgrad der Übungen sehr vom individuellen Empfinden ab. Dieselbe Übung sowohl von einem Anfänger als auch von einem erfahrenen Sportler durchgeführt, wird der Level persönlich sehr variabel empfunden.
Es gibt für die Erhöhung des Schwierigkeitsgrades verschiedenste Möglichkeiten: Erste Option ist, die Kontaktpunkte des Körpers mit dem Boden zu reduzierten. Oder man erschwert die Übung durch den Einsatz eines Trainingsgerätes (z.B. eingerollte Matte, Bosuball, einem verstellbaren Kreisel oder dem Sypoba®). Eine interessante weitere Möglichkeit ist die Augen zu schliessen. Damit wird die innere Wahrnehmung in hohem Maß aktiviert und die Konzentration auf die Balance erreicht eine ungewöhnlich hohe Intensität.
Welchen gesundheitlichen Nutzen bringt Balancetraining?
Der allgemeine Gesundheitszustand lässt sich mit Gleichgewichtsübungen verbessern. Muskuläre Dysbalancen reduzieren sich, Gelenke, Sehnen und Muskeln werden gestärkt und sogar unterschiedliche Arten von Schmerzen beseitigt. Menschen mit Rücken- oder Gelenkbeschwerden sind oft stark eingeschränkt. Das klassisches Trainingsprogramm im Fitnessstudio kann dabei aber oft keine Abhilfe bieten. Balancetraining kann ein Schlüssel dafür sein, beschwerdefrei zu werden.
Jeder profitiert vom Balancetraining – Profis bis zu den Senioren
Das Balancetraining dient vielen Profisportlern als Verletzungsprophylaxe. Eine verletzungsbedingte Unterbrechung des kontinuierlichen Trainings ist das Schlimmste, was einem Sportler passieren kann. Die erzwungene Regeneration sowie das Antrainieren des verlorenen sportlichen Levels kosten schweißtreibende Zeit und Mühe. Dies kann durch gezieltes Training von Gleichgewichtsübungen in viele Fällen vermieden werden.
Besonders für Menschen, die wenig bis keine Sportaffinität haben, können von Balanceübungen profitieren. Übergewicht, verschiedene Versionen von Wirbelsäulenverkrümmungen, Hypermobilität, schwachen Muskeln, Bewegungsmangel, falsche Bewegungsgewohnheiten oder einseitige Körperbelastung sind Komponenten für Schmerzen oder einschleichende Verletzungen. Oftmals sind Balanceübungen ein Einstieg in sportliche Betätigung. Sie wecken das Interesse und die Freude durch den spielerischen Ansatz bei den Übungen, egal ob bei Jung oder Alt.
Für Menschen im fortgeschrittenen Alter sind Balanceübungen besonders wichtig: Ihre Muskelkraft und Elastizität nehmen ab, und erfahren dadurch teils massive Einschränkungen im Alltag. Körperlich und auch geistige Reaktionsschnelligkeit reduzieren sich im Alter ebenfalls, was schnell zu Verletzungen führt, deren Heilungsverlauf lange dauert. Auch hier hilft Balancetraining.
Ältere Menschen können besonders bei einer spontan erzwungenen Veränderung der Körpersituation, hervorgerufen durch ein Straucheln oder Sturz, erhebliche Folgen davontragen. Der Körper verfügt altersbedingt über weniger Motoneuronen, die die Muskulatur ansteuern. Rein statistisch betrachtet werden wir heute älter als je zuvor. Dh. wir müssen längere Zeit mit verkürzten bzw. weniger Muskeln auskommen, wir müssen länger mit weniger elastischen Bändern und Sehnen klarkommen. Mit anderen Worten: Regelmäßiges Balancetraining ist das A und O um lange aktiv und unabhängig bleiben zu können.
Fehlende Balance wird uns leider oftmals erst im Rahmen einer Verletzung oder des Alterungsprozesses bewusst. Wer Sport betreibt, sollte Stabilitätstraining unbedingt mit in sein Training aufnehmen. Die Übungen sind zahlreich, sehr abwechslungsreich und machen Spaß, wenn sie spielerisch vermittelt werden. Schließlich wollen wir alle beweglich und aktiv bleiben – bis ins hohe Alter.