Eine der häufigsten Beschwerden, die heute bundesweit in Deutschland vorherrschen sind Knieschmerzen. Wichtig ist zu verstehen, dass der Ort eines Schmerzens nicht gleich der Ursprung des Problems ist. Wer seine persönlichen chronischen Knieschmerzen abstellen möchte, sollte sich mit Hilfe eines Trainers oder Physiotherapeuten die biomechanischen Zusammenhänge anschauen und dementsprechend Bewegungsabläufe neu erlernen.
Wie können Knieschmerzen entstehen?
Knieschmerzen sind die am meisten auftretenden Beschwerden des Bewegungsapparates. Unter vielen Namen werden uns Diagnosen mitgeteilt: Patellaspitzensyndrom, Patello-Femoral-Syndrom Patella tendinitis, Pre-Patellar-Schleimbeutelentzündung, Läuferknie, Chondropatia patellae.
Herkömmliche Rehabilitationstechniken konzentrieren sich üblicherweise auf den Ort der Verletzung, dem Knie. Die unterschiedlichen Therapien wie bspw. Elektrostimulation, Ultraschall, Querfriktionsmassage und isolierte Kräftigung des Quadrizeps werden angesetzt. Kühlung, Ruhe und die Vergabe von entzündungshemmenden Mitteln sorgen kurzfristig für Linderung der Symptome. Doch die mögliche Ursache des Problems liegen woanders.
Hier einmal gedankliche Ansätze woher Schmerzsymptome in den Knien herführen können.
Die Gesäßmuskulatur als Ursache für Knieschmerzen
Durch einen mangelnden therapeutischen Erfolg bei Knieproblemen wird oftmals nach biomechanischen Zusammenhängen gesucht, die mit teils chronischen Knieschmerzen in Verbindung stehen könnten.
Ein Ansatz ist der, dass man heute annimmt, dass die Mechanik und Ausrichtung vom Oberschenkelknochen (Femur) die Hauptursache für eine gestörte Funktion sein können.
Um aber den Zusammenhang zwischen Oberschenkelknochenausrichtung und Knie zu verstehen, muss man als erstes die verschiedenen Muskelstränge betrachten, die die den Oberschenkelknochen kontrollieren.
Dabei handelt es sich um die Gesäßmuskeln, bestehend aus Musculus gluteus maximus, dem größten der drei Muskeln. Seine Funktion sind Streckung, Außenrotation und Abduktion des Oberschenkels am Hüftgelenk. Dem Musculus gluteus medius (mittlere Größe) mit seinen Funktionen, Abduktion und Streckung des Oberschenkels am Hüftgelenk; Stabilisierung des Hüftgelenks; die vorderen Fasern wirken bei der Innenrotation des Oberschenkels am Hüftgelenk mit; die hinteren Fasern wirken bei der Außenrotation des Oberschenkels am Hüftgelenk mit, und dem (Kleinsten) Musculus gluteus minimus, der unter dem Medius liegt und bis auf die Streckung die gleichen Aufgaben übernimmt wie der Medius.
Die ischiocrurale Muskulatur spielt auch eine Rolle bei Knieschmerzen, doch welche genau?
Durch den vermehrt inaktiven Lebensstil der vergangenen Jahrzehnte, in der wir viel zu viel auf unserer Gesäßmuskulatur sitzen und sie viel zu wenig durch Gehen, Treppen steigen und (korrektem) Laufen und Sprinten aktivieren, tendiert diese Muskelgruppe wieder stark zu verkümmern.
Häufig sind hierbei eine „synergistische Dominanz“ in zwei Ebenen zu beobachten. Unter „synergistischer Dominanz“ versteht man das Phänomen, dass bei zwei Muskelgruppen mit sich überschneidenden Teilaufgabe (Synergisten) eine der beiden eine dominante Rolle einnimmt. Während dessen kommt es bei der anderen Muskelgruppe zu einer neuronalen Hemmung, einer verspäteten Aktivierung bis hin zur kompletten neuronalen Abschaltung und auf Grund dessen zu einer Abschwächung.
Dieses Phänomen tritt bei der Gesäßmuskulatur zum einen bei der Hüftstreckung auf. Hier übernimmt häufig die ischiocrurale Muskulatur (Muskulatur an der Oberschenkelrückseite) die Funktion der „Zugmaschine oder treibenden Kraft“, was auf Grund ihres ungünstigen Ansatzpunktes eher suboptimal ist und zu einer Überlastung dieser Muskelgruppe und weiter zu einer Abschwächung und Deaktivierung der großen Gesäßmuskulatur führt.
Was sind ungünstige Bewegungsmuster und wie kannst man das herausfinden?
Relativ einfach. Wenn Du eine Hüftstreckung in Bauchlage machst und dabei auf das Timing die Aktivierung von Gluteus und hinterer Oberschenkelmuskulatur achtest.
Hast Du das Gefühl, die ischiocrurale Muskulatur wird zuerst aktiviert, dann wird diese Muskelgruppe überanstrengt und leider gleichzeitig die Gesäßmuskulatur unzureichend gefordert. Nehmen wir den Läufer als Fallbeispiel – bei denen kommt es wiederholend zu Hüftstreckung und exzentrischem Abbremsen der Hüftbeugung – fragt man diese dann an, erhält man sehr oft die Antwort, dass viele von ihnen über ständige Verspannung und Überlastung der hinteren Oberschenkelmuskulatur klagen.