Seit 2009 habe ich die einzigartige Gelegenheit, einen Menschen mit Behinderung als Personal Trainer zu begleiten. Ich möchte meine Erfahrungen teilen, denn sie haben nicht nur mein Verständnis für die sportlichen Herausforderungen, sondern auch meine Sichtweise auf das Training und das Leben im Allgemeinen bereichert.
Der Beginn dieser Trainingsreise war von Neugierde und Unsicherheit geprägt. Als Trainer hatte ich bisher nur wenig Erfahrung im Umgang mit Menschen mit Behinderung, und ich wusste nicht, was mich erwarten würde. Die erste Lektion war lehrreich – nicht nur für Thomas (Jahrgang 1963), sondern auch für mich. Ich erkannte rasch, dass jede Behinderung individuell ist und eine entsprechend persönliche Herangehensweise erfordert.
Flexibilität erwies sich als der Schlüssel zum Erfolg. Thomas ist sehr hoch beinamputiert, das heißt: ihm fehlt auch die komplette Hälfte des Beckens bis zum Kreuzbein. Seine körperliche Behinderung erforderte eine Anpassung der Übungen, um sicherzustellen, dass er sowohl Fortschritte erzielt als auch keine Verletzungen riskiert. Gemeinsam arbeiteten wir daran, Übungen zu finden, die seine Fähigkeiten berücksichtigten und gleichzeitig herausfordernd sind.
Die Planung und Strukturierung der Trainingseinheiten sind von großer Bedeutung. Klar definierte Ziele helfen nicht nur dabei, Thomas Fortschritte zu verfolgen, sondern motivieren ihn und steigern seine Selbstwirksamkeit. Zwei der langfristigen Ziele sind die Kräftigung seiner Muskulatur und die Verbesserung der Mobilität. Das unterstützt nicht nur seine Leidenschaft, das Golfspiel, sondern ist mit zunehmenden Alter ohnehin ein enorm wichtiges Trainingsziel. Für jedermann und jede Frau!
Die Zusammenarbeit mit anderen Experten ist ebenfalls von unschätzbarem Wert. Von Anfang an konsultierten wir Physiotherapeuten und medizinisches Fachpersonal, um sicherzustellen, dass unsere Trainingspläne sicher und effektiv sind. Diese Zusammenarbeit half mir nicht nur dabei, meine Herangehensweise zu verfeinern, sondern trug auch dazu bei, Thomas ein Gefühl von Sicherheit zu geben. Gerade die Zusammenarbeit mit Michael Schulten, dem Physiotherapeuten der Kölner Haie, war und ist eine große Bereicherung.
Ein besonders bewegender Moment war, als Thomas zum ersten Mal eine Übung meisterte, die er zu Beginn für unmöglich gehalten hatte. Sein Stolz und seine Freude waren ansteckend und erinnerten mich daran, wie wichtig es ist, an die Stärken und Potenziale jedes Einzelnen zu glauben.
In den vergangenen Jahren habe ich nicht nur als Trainer, sondern auch als Mensch enorm viel gelernt. Diese Erfahrung hat mir geholfen, Vorurteile abzubauen und die Bedeutung von Inklusion und Empathie zu erkennen. Jeder hat das Recht auf eine qualitativ hochwertige Betreuung und die Möglichkeit, seine Ziele zu erreichen, unabhängig von seinen Fähigkeiten.
Abschließend kann ich sagen, dass das Training mit einem Menschen mit Behinderung eine bereichernde und lehrreiche Erfahrung ist. Es erforderte Geduld, Anpassungsfähigkeit und vor allem Respekt. Ich bin dankbar für die Gelegenheit, einen so inspirierenden Menschen wie Thomas begleiten zu dürfen. Und ich freue mich auf weitere Trainingseinheiten, um zu seiner Beweglichkeit, Mobilität und Unabhängigkeit beizutragen.